In meinem Buch nutze ich den Begriff „Robotax“, um über das kontroverse Thema der Robotik-Besteuerung zu sprechen.

Fest steht, die Geschwindigkeit der Veränderung wird sich beschleunigen. Doch wenn wir uns die Welt 2049 vorstellen, so sollten wir nicht allzu futuristische Bilder im Kopf haben. Fliegende Dronen-Taxis wären allenfalls in ganz wenigen Städten Realität und es ist gut möglich, dass die Menschen nach wie vor mit Fahrrädern und zu Fuß über Zebrastreifen gehen, mit dem einzigen Unterschied, dass die Hälfte aller Fahrzeuge von selbst stehen geblieben ist und ein paar Roboter mit Einkaufstüten unter den Passanten sind, die für ihre Besitzer die Einkäufe erledigen. Wolkenkratzer, die unsere heutigen Skylines beherrschen, werden auch 2049 noch die Skyline ihrer Städte zeichnen. Stellen wir uns das Ganze also am besten nicht zu Science-Fiction-mäßig vor, denn das, was sich am schnellsten und einfachsten wandeln kann, wandelt sich immer zuerst. Die beweglichste und flexibelste Komponente in der menschlichen Zukunft ist der Mensch. Hier werden wir die Veränderungen am stärksten spüren. Doch wie genau könnte das wahrscheinlichste Szenario aussehen?

Zunächst wissen wir aus der Vergangenheit, dass wir Robotik nicht besteuert haben. Die Arbeiter in der Autoindustrie, die durch Fertigungs-Automation ihre Jobs verloren haben, mussten von unserem bestehenden Wirtschaftssystem aufgefangen werden. Für viele insbesondere in sozial weniger gut gesicherten Ländern ein harter Schlag, da oft eine ganze Region mit dem Schicksal eines einzigen großen Industriebetriebs verbunden ist. Wenn wir also unseren bisherigen Umgang mit Automation und Robotik betrachten, dann können wir davon ausgehen, dass wir auch in Zukunft nicht allzu rasch eine Steuer einführen werden, mittels der uns KI und Robotik zu einem Grundeinkommen verhelfen könnten. Außerdem wird die KI- Revolution kurzfristig für die nächsten 10-20 Jahre durchaus eine Vielzahl neuer Jobs schaffen. Doch nicht jeder, der durch KI seinen Job verliert, kann sich zum nächsten KI-Experten aufschwingen. Wenn Automation durch KI befeuert immer weitere Bereiche unseres Lebens erobert, dann wird es sehr schnell so sein, dass unser jetziges Wirtschaftssystem an seine Grenzen stößt.

Dieser Punkt wird uns nicht den Gefallen tun, sich lange anzukündigen. Es wird wie ein sich biegender Stock sein. Er biegt sich langsam, aber er bricht plötzlich.

Wir würden es lange Zeit nur daran bemerken, dass unsere Tage immer hektischer werden. Da ein Job nicht mehr ausreicht, machen wir drei. Wir eignen uns laufend neue Fähigkeiten an, arbeiten mit neuen Mitteln und Werkzeugen, sehen glückliche, erfolgreiche Menschen auf Social Media, die es dank Robotik und KI geschafft haben und wursteln weiter, in der Hoffnung, dass es uns auch gelingt. Immer noch mehr Apps am Handy, neue Geräte und Aufgaben, für die wir keine Routine mehr entwickeln können, weil sie sich alle paar Monate ändern. Die Unternehmen stehen unter Druck und geben den an ihre Mitarbeiter und Lieferanten weiter. Die Gewerkschaften begehren auf und versuchen mit ihren Mitteln gegen die fortlaufende Erosion der Arbeitswelt anzukämpfen.

Wir wären so beschäftigt damit, den eigenen sozialen Abstieg zu verhindern, dass wir gar nicht merken, was eigentlich passiert. Mehr und mehr öffnet sich ein Trichter, der unser Geld nur in eine Richtung absaugt.

Wenn KI und Automation nicht für alle Marktteilnehmer gleichermaßen hoch besteuert wird, gehen wir dem Fortschritt in die Falle. Denn alle kleineren Unternehmen haben schlicht nicht die Mittel, um in Sachen KI und Robotik auf dem neuesten Stand zu bleiben und da sie nicht Entwickler dieser Technologie sind, geraten sie in immer stärkere Abhängigkeit. Ein letzter Herzschlag, ein letztes Röcheln und das Unternehmen kippt von der Sonne weg. Weitere Mitarbeiter verlieren ihren Job und die Lücke in der Dienstleistung wird vom nächststärkeren Unternehmen gefüllt, bis auch dieses geplagt von der schieren Übermacht noch stärkerer KIs und Automation den Geist aufgibt und nur noch wenige Unternehmen übrig sind. Am Ende stünden dann tatsächlich nicht Milliardäre, sondern Billionäre. Inhaber von Unternehmen, die dem Rest der Welt inklusive den Regierungen ihren Willen aufzwingen. Es wäre ein langer und erschöpfender Kampf über Jahrzehnte gewesen, nicht nur für die Unternehmen, sondern auch für uns. Anders als in Terminator hätten wir gegen die Maschinen nicht mit der Waffe in der Hand gekämpft, sondern im Wettbewerb um Arbeit.

Im Vergleich dazu klingt eine neue Steuer, sogar für mich als Unternehmer im KI-Bereich, fast wie Urlaub. Robotax besteuert Technologie, die menschliche Arbeitskraft ersetzt und nimmt dem Wandel seine unüberschaubare Geschwindigkeit. Unternehmen, die sich keinen Roboter leisten können, hätten die Möglichkeit, darauf zu sparen. Sie bleiben wettbewerbsfähig, da ihre Konkurrenten, die sich KI und Robotik leisten können, so hohe Steuern zahlen, dass sich die Anschaffung nur langfristig amortisiert. Nur so können wir sicherstellen, dass die weniger finanzstarken Betriebe nicht sofort von Größeren verschluckt werden. Die schönste Seite der Robotax-Medaille ist jedoch das bedingungslose Grundeinkommen. Ein Grundeinkommen, das sicherstellt, dass KIs und Roboter für alle arbeiten und nicht nur zum Vorteil weniger. Zum ersten Mal würden Menschen durch Technologie nicht in ein noch schnelleres Hamsterrad gesteckt, sondern können ein glücklicheres und erfüllteres Leben führen. Menschen könnten es sich leisten, Arbeit zu machen, die sie mit Sinn erfüllt und glücklich macht. Sie könnten es sich leisten, auch schlechter bezahlte oder unbezahlte Jobs anzunehmen, zum Beispiel in der Pflege, im Tier- und Umweltschutz.

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